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Auch milde Corona-Verläufe können Long-Covid zur Folge haben

Auch nach einer SARS-CoV-2-Infektion mit mildem Krankheitsverlauf im ambulanten Umfeld kann das Post-COVID-Syndrom, auch Long COVID genannt, auftreten. Welche Symptome dabei wann und bei welchem Geschlecht am häufigsten vorkommen und welche Risikofaktoren dafür eine Rolle spielen, berichten Forscher der Uniklinik Köln.

Das COVID-19-Erkrankung. Der Begriff beschreibt das Symptom-Bündel, das auch nach einer The Lancet Regional Health, Online-Veröffentlichung am 17.5.2021).

Bei den meisten Patienten treten die Hauptsymptome während der akuten COVID-Erkrankung auf, die Mehrheit der Patienten erholt sich vollständig davon. Ein nicht unerheblicher Teil der Patienten kämpft aber auch lange danach noch mit gesundheitlichen Folgen. „Wir haben eine Analyse der gesundheitlichen Folgen bei Patienten durchgeführt, die anfänglich keine oder nur geringfügige Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus Typ 2 (SARS-CoV-2) hatten. Wir konzentrieren uns dabei auf Patienten, die nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten“, erklärt Prof. Dr. Clara Lehmann, Leiterin der Infektionsambulanz der Uniklinik Köln und verantwortlich für die Studie.

„Wir haben dafür die Daten von knapp 1.000 Patientinnen und Patienten mit überwiegend milden COVID-19-Verläufen ausgewertet, die wir für die Studie durchschnittlich sieben Monate in maßgeblicher Kooperation mit dem Institut für Virologie der Uniklinik Köln begleitet haben. Ein erfahrener Arzt überprüfte bei jedem Besuch kritisch die berichteten Symptome der Patienten. Wir haben bei jedem Besuch die Antikörper (SARS-CoV-2-IgG) bestimmt, um die berichteten Symptome mit den Labor-Daten in Verbindung zu bringen“, ergänzt Dr. Max Augustin, Assistenzarzt in der Infektiologie und Autor des Artikels.

Vier Monate nach der SARS-CoV-2-Infektion trat bei 9 Prozent der Patienten Kurzatmigkeit auf. 12 Prozent klagten über eine Geruchsstörung, 11 Prozent über einen Geschmacksverlust und 10 Prozent der Patienten berichteten eine ungewohnte Müdigkeit.

Mindestens eines dieser charakteristischen Symptome trat bei 28 Prozent der Patienten im vierten Monat und bei 35 Prozent im siebten Monat nach Beginn der Infektion auf. Diese Symptome werden als Post-COVID-Syndrom (PCS) zusammengefasst. 123 Patienten von 958 Patienten hatten diese PCS – das entspricht rund 13 Prozent. Einen großen Unterschied beobachtete Prof. Lehmann bei der Geschlechterverteilung: „Frauen waren in unserer Untersuchung mehr als doppelt so häufig von Post-COVID betroffen als Männer.“

Weitere Risikofaktoren für die Entwicklung von Langzeit-Symptomen waren bei den untersuchten Patienten ein niedrigerer Ausgangswert von Antikörpern (SARS-CoV-2-IgG), Riechstörungen sowie Durchfall während der akuten COVID-19-Erkrankung. „Wir glauben, dass unsere Ergebnisse wichtige Folgen für die Bereiche Infektionskrankheiten und öffentliche Gesundheit haben. Denn wir zeigen in der jetzt veröffentlichten Studie, dass langfristige gesundheitliche Folgen auch nach sehr mildem COVID-19 im ambulanten Umfeld auftreten können. Da bis zu 81 Prozent aller mit SARS-CoV-2-infizierten Patienten eine milde Erkrankung aufweisen, ist zu erwarten, dass PCS eine größere Anzahl von Personen betreffen wird als ursprünglich angenommen, was vermutlich große medizinische, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen wird“, fasst Prof. Lehmann zusammen.

Es ist daher zentrales Anliegen aller Autorinnen und Autoren dieser Studie, ein besseres Verständnis des neuen Krankheitsbildes (Epidemiologie, Spektrum der Symptome, biologische Ursache der Symptome) zu erwirken mit dem Ziel, neue Therapieansätze zu entwickeln.

Die Studie wurde maßgeblich durch die Immunologie-Plattform COVIM unterstützt, einem Verbundprojekt zur Bestimmung und Nutzung von SARS-CoV-2 Immunität. COVIM wird koordiniert von Prof. Dr. Florian Klein (Uniklinik Köln) und Prof. Dr. Leif Erik Sander (Charité-Universitätsmedizin Berlin) und ist Teil des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM). Das Netzwerk umfasst die gesamte deutsche Universitätsmedizin und fördert kooperative und strukturbildende Projekte, bei denen möglichst viele Universitätsklinika eingebunden sein sollen.

Quelle: Uniklinik Köln