1.250 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren erkranken jährlich allein in Bremen und Bremerhafen an einer chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD), die in den meisten Fällen durch schweres Rauchen verursacht und umgangssprachlich auch Raucherlunge genannt wird. Das berichtet die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) nach Auswertung der aus den vergangenen vier Jahren vorliegenden Diagnosedaten. In diesem Zeitraum wurde die Erstdiagnose COPD insgesamt 34.000-mal von Vertragsärzten in Bremen und Bremerhaven gestellt. Dabei machten Menschen über 60 Jahre mit 14.245 Neuerkrankungen zwar nach wie vor die Hauptrisikogruppe aus. Allerdings seien mit insgesamt 5.016 Diagnosen seit 2005 mehr Kinder und Jugendliche erkrankt als 20- bis 39-Jährige (3.975).
„Wenn Bilder von schwarzen Lungen nicht mehr abschrecken und gute Ratschläge ungehört bleiben, müssen Verbote energischer durchgesetzt werden“, meint KVHB-Vorstandsvorsitzender Till Spiro und fordert eine strengere Auslegung des Jugendschutzgesetzes. Denn offensichtlich hätten viele Kinder und Jugendliche trotz Verkaufverbots Zugang zu Tabakwaren. Auf eine frühe Aufklärung, die bereits im Kindesalter beginnt, setzen hingegen Ärzte am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg. Mit dem Projekt „Nichtrauchen ist cool“ wollen sie Kinder in den vierten bis siebten Klassen vom Rauchen abhalten, indem sie ihnen die tödlichen Gefahren des Rauchens vor Augen führen – etwa durch Spiegelung einer Raucherlunge, die den Krebs genauso drastisch zeigt wie Teerbrocken im ausgehusteten Sekret eines langjährigen Rauchers. Diese schonungslose Aufklärung, zu der allerdings auch eine ausführliche Vor- und Nachbereitung in der Schule gehört, konfrontiert die Schüler auch mit Bildern von Raucherbeinen, verstopften Adern und Tumoren in Großaufnahme. Zudem schildern Lungenkrebspatienten ihren Werdegang zum Kettenraucher, ihre Krankheitsgeschichte und ihre aktuell auftretenden gesundheitlichen Beschwerden.
Auf diese Weise wurden bereits 32.000 Schüler aus Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen gewarnt. Ähnliche Projekte gibt es auch in Heidelberg, in Kaiserslautern und in der Nähe von Bonn.