Von Räumen, in denen geraucht wurde, können – selbst wenn dort schon länger keine Zigarette mehr brannte - insbesondere für Kleinkinder Gesundheitsrisiken ausgehen, die bisher noch nicht genügend berücksichtigt wurden. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne anlässlich des Welt-Nichtrauchertags am 31.5. aufmerksam unter Berufung auf eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift PNAS (Online-Vorabveröffentlichung am 8.2.2010). „Das beim Rauchen in Dampfform freigesetzte Nikotin wird in Innenräumen von so gut wie allen Oberflächen absorbiert - also von Möbeln, Teppichen, Vorhängen und Tapeten“, erläutert Prof. Tobias Welte, Direktor der Abteilung Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Auf solchen Oberflächen kann das Nikotin über mehrere Monate hinweg haften bleiben und mit Stickstoffverbindungen aus der Luft reagieren, wobei sich zahlreiche krebserregende Stoffe (Nitrosamine) bilden. Das hat eine Untersuchung von Forschern an der Universtity of California ergeben. Teilweise bilden sich dabei sogar neue krebserregende Substanzen, die im Haupt- und Nebenstrom einer brennenden Zigarette noch gar nicht enthalten sind. Andere karzinogene Verbindungen reichern sich im Lauf der Zeit besonders stark an und liegen dann in einer bis zu zehnfach höheren Konzentration im Vergleich zu frischem Tabakrauch vor. Wer sich in Räumen mit abgestandenem Rauch aufhält, kann solche Giftsstoffe einatmen oder über die Haut oder auch den Mund aufnehmen. Daher sind natürlich Kleinkinder, die z.B. Vieles in den Mund nehmen bzw. ablecken und z.B. beim Krabbeln in engen Kontakt zum Boden und weiteren potenziell belasteten Oberflächen kommen, besonders stark gefährdet.“
Third-hand smoke möglicherweise noch gefährlicher als Haupt- und NebenstromNikotinablagerungen in Räumen, in denen geraucht wurde, stellen also nicht nur ein kosmetisches und Geruchsproblem dar, sondern sind eine potenzielle gesundheitliche Belastung, die sich allerdings durch Lüften oder den Einsatz von Ventilatoren nicht sonderlich verringert lässt. „Das Atmen in einem Raum, in dem gestern geraucht wurde, muss angesichts der in den Nikotinablagerungen nachgewiesenen Nitrosamine als potenziell gesundheitsgefährdend angesehen werden, insbesondere für Kinder“, betont Welte. „Lüften oder Ventilatoren bringen wenig, da verdampftes Nikotin sich sehr hartnäckig und für lange Zeit festsetzen kann. Außerdem können chemische Alterungsprozesse dazu führen, dass sich in einem Zimmer, in dem in der Vergangenheit geraucht wurde, mit der Zeit noch giftigere Verbindungen als im Haupt- oder Nebenstrom einer brennenden Zigarette (first- and second-hand smoke) bilden. Die US-Forscher sprechen daher auch vom third-hand smoke und warnen, dass dieser möglicherweise aufgrund von chemischen Reaktionen noch sehr viel mehr Nitrosamine enthalten könnte als Passivrauch (second-hand smoke). Tatsächlich müssen zur Sanierung eines Raucherzimmers die gesamten nikotin-belasteten Materialien wie Vorhänge, Teppichboden und Tapeten ausgetauscht werden.“
Nikotin wird auch von draußen mit eingeschlepptRauchen in Innenräumen (einschließlich Auto) sollte unbedingt vermieden werden, insbesondere wenn diese gemeinsam mit Kindern genutzt werden. „Und zwar nicht nur - wie schon bekannt - wegen den Schadstoffen im Haupt-und Nebenstrom von Tabakrauch, sondern auch wegen einer möglichen Gesundheitsgefährdung durch den third-hand smoke, dessen karzinogene Bestandteile Wissenschaftler jetzt nachgewiesen haben. Draußen zu rauchen ist sicherlich besser als drinnen, wobei aber zu bedenken ist, dass sich auch beim Rauchen an der frischen Luft Nikotin auf Kleidung, Haut und Haaren festsetzt“, warnt Welte. „Auf diese Weise wird das Nikotin in die Wohnung mit eingeschleppt, wo es dann ebenfalls sein Gefahrenpotenzial als third-hand smoke entfalten kann.“