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Auch gewöhnliches Schnarchen kann deutliche Reaktionsdefizite verursachen

Schnarcher reagieren langsamer als nicht schnarchende Menschen, die 0,5 Promille Alkohol im Blut haben, und deutlich langsamer als Patienten, die unter Schlafapnoe leiden. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf eine aktuelle Untersuchung in der American Sleep Clinic in Frankfurt.

Auch gewöhnliche Schnarcher - nicht nur Menschen, die unter einer ausgeprägten Schlafapnoe mit nächtlichen Atemaussetzern leiden – weisen tagsüber eine verringerte Reaktionsgeschwindigkeit auf und haben damit ein erhöhtes Risiko für Autounfälle. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf eine Untersuchung in der American Sleep Clinic in Frankfurt (siehe Sleep Medicine (2009), Band 10(9), Seite 1000-4) an der 47 schnarchende Patienten und 47 Patienten mit Schlafapnoe teilgenommen haben. „Im Reaktionstest, bei dem nach dem Auftreten eines sichtbaren Reizes einen Taste gedrückt werden sollte, stellte sich heraus, dass Schnarcher langsamer reagieren als nicht schnarchende Menschen, die 0,5 Promille Alkohol im Blut haben, und deutlich langsamer als Patienten, die unter Schlafapnoe leiden“, berichtet Dr. med. Barbara Wagener, Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Lungenklinik Ballenstedt im Hartz, die über ein eigenes Schlaflabor verfügt. „Schließlich ist Schnarchen eine bedeutende Belastung für den schlafenden Körper. Das liegt an der Alarmreaktion, die das Gehirn auslöst, sobald es die mangelnde Sauerstoffversorgung aufgrund der geringeren Luftzufuhr beim Schnarchen registriert. In deren Folge verstärkt der Körper die gesamte Muskelspannung. Gleichzeitig muss er mehr Atemarbeit leisten, um die bei Schnarchern extrem entspannte Rachenmuskulatur offen zu halten. Schlafen ist aus diesem Grund anstrengender und somit auch weniger erholsam als für Nicht-Schnarcher.“

Regelmäßige Überprüfung der Reaktionsfähigkeit sinnvoll

Wer schnarcht, sollte – insbesondere wenn er wie LKW- oder Taxifahrer beruflich viel hinter dem Steuer sitzt - seine Reaktionsfähigkeit regelmäßig überprüfen zu lassen. „Schnarchen ist keine Harmlosigkeit, selbst wenn die Betroffenen subjektiv meinen, sie würden gar nicht schnarchen und seien tagsüber auch nicht übermäßig müde“, warnt Wagener. „Das kann fatale Folgen haben, denn so gefährden sie sich und andere ohne es zu wissen. Jeder vierte tödliche Unfall im Straßenverkehr wird auf Übermüdung zurückgeführt, dabei sterben im Durchschnitt mehr als drei Menschen.“

Oft hilft es schon, an Gewicht abzunehmen

Da Schnarchen häufig durch Übergewicht verursacht wird, hilft es meist schon, das Körpergewicht zu verringern. „In manchen Fällen bietet sich auch eine Schiene an, die den Unterkiefer so nach unten zieht, dass sich die Atmung während des Schlafs normalisiert“, erklärt Wagener. „Bei schwereren Fällen ist eine CPAP-Therapie (mit einer Nasen- oder Mund-Nasen-Maske) denkbar, die nachts den Rachen offen hält.“