Weit weniger bekannt als die Grippe, aber nicht minder gefährlich sind Pneumokokken-Erkrankungen, deren Hochsaison wie die der Influenza im Herbst beginnt und das Winterhalbjahr über anhält. Die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin erinnern daher an die Möglichkeit, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Dazu raten sie insbesondere auch Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen.
Ältere Menschen und chronisch Kranke besonders gefährdetAuslöser für eine Pneumokokken-Infektion sind Bakterien, die bei vielen Menschen im Nasen-Rachen-Raum siedeln und durch kleinste Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen werden können. „Pneumokokken sind die häufigste bakterielle Ursache für eine Lungenentzündung bei älteren Menschen“, warnt Prof. Dr. med. Bernd Schönhofer, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und internistische Intensivmedizin am Krankenhaus Oststadt-Heidehaus in Hannover. „Darüber hinaus können sie Auslöser für Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündungen, aber auch für Hirnhautentzündungen oder sogar Blutvergiftungen sein. Zwar kann der Erreger von einem intakten Immunsystem normalerweise in Schach gehalten werden. Wenn allerdings die körpereigene Abwehr geschwächt ist, kann eine Infektion durchaus zu schweren Erkrankungen führen. Besonders gefährdet für schwere Verläufe sind ältere Menschen, chronisch Kranke und immungeschwächte Patienten. Es kann manchmal aber auch Gesunde treffen, deren Immunabwehr nach einer anderen Infektion – wie zum Beispiel mit Influenza – stark geschwächt ist.“
Hierzulande jährlich 75.000 ToteWeltweit sterben jährlich etwa zwei Millionen Menschen an einer Infektion mit Pneumokokken, darunter mehr als eine Million Kinder unter fünf Jahren mit einer Lungenentzündung. „In Deutschland fallen jedes Jahr rund 75.000 Menschen einer durch Pneumokokken verursachten Lungenentzündung zum Opfer“, berichtet Schönhofer. „Solche hohen Todesfallzahlen müssten allerdings nicht sein, da nicht nur gegen die saisonale Grippe, sondern auch gegen Pneumokokken-Erkrankungen wirksame Impfungen zur Verfügung stehen.“ Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt allen Menschen ab 60 Jahren sowie chronisch Kranken jeden Alters eine Impfung, die ähnlich wie die Grippeimpfung das Risiko für tödliche Krankheitsverläufe deutlich senken kann. Während die Impfung gegen Grippe jedes Jahr erneuert werden muss, schützt die Pneumokokken-Impfung für mindestens fünf Jahre und braucht insofern nur alle sechs Jahre aufgefrischt zu werden. Praktischerweise kann man sich beide Impfungen auch zeitgleich geben zu lassen. Als bester Zeitpunkt zum Impfen gilt der Herbst, möglichst noch bevor die allgemeine Erkältungs- und Grippewelle richtig angelaufen ist. Aber auch spätere Impftermine sind möglich und sinnvoll.“