Wer an einem lokal-fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungentumor leidet, muss nicht zwangsläufig mit dem belastenden Standardverfahren therapiert werden. Alternative Behandlungsformen können im Einzelfall die gleichen Heilungsaussichten haben. Dies weist jetzt eine Langzeitstudie nach, an der Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) und an der Ruhrlandklinik (Westdeutsches Lungenzentrum) beteiligt waren (siehe Journal of Clinical Oncology, Online-Vorabveröffentlichung am 2.11.15).
Welche Therapie hilft, wenn der Lungenkrebs bereits weit fortgeschritten ist, aber noch nicht gestreut hat: Die bisherige Standardbehandlung (eine besonders hoch dosierte Chemo- und Strahlentherapie ohne Folge-Operation) oder die manchmal schonendere Alternative (eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie mit Anschluss-OP)? Dieser Frage gingen Wissenschaftler in einer deutsch-niederländischen Studie (ESPATÜ) nach, die die beiden Behandlungsmöglichkeiten unter der Leitung von Dr. Wilfried Eberhardt und Prof. Dr. Martin Stuschke (beide UK Essen) und Prof. Georgios Stamatis (Ruhrlandklinik) miteinander verglichen haben.
Ergebnis: Mit beiden Verfahren kann man eine gut 40-prozentige Heilungsrate erzielen. Prof. Martin Stuschke: „Erfreulich war für uns, dass beide Therapieformen gleich erfolgreich waren, und die hohe Heilungsrate bei so weit fortgeschrittenem Lungenkrebs. Diese Ergebnisse gehören zu den günstigsten Langzeitdaten, die bisher überhaupt erzielt werden konnten.“
Dank der neuen Erkenntnisse erweitern sich die Behandlungsoptionen für den einzelnen Patienten entscheidend. „Wir wissen jetzt, dass man die Therapieentscheidungen in interdisziplinärer Zusammenarbeit treffen sollte, je nach individueller Risikokonstellation eines Patienten“, erläutert Dr. Eberhardt. Er war bereits an mehreren klinischen Therapiestudien und Studienprojekten führend beteiligt.
Aktuell versuchen die Forscher, die strahlentherapeutische Komponente innerhalb dieses bewährten Behandlungsprotokolls durch innovative Techniken weiter zu verbessern. Außerdem sollen die Studienergebnisse weiter ausdifferenziert werden. In den nächsten Wochen startet die Folgestudie (NEOAHA I).
Quelle: Universität Duisburg-Essen