Cortisonspray ist ein zentraler Bestandteil der Langzeit-Asthma-Behandlung. Doch bei etwa einem von drei Menschen mit Asthma hilft diese Therapie nicht ausreichend gut. Warum das so ist, hat eine Übersichtsstudie jetzt genauer beleuchtet (siehe Experimental Allergy (2019, Band 49/9). Darin wurden die genetischen Daten von fast 400 Kindern mit leichtem bis mittelschwerem Asthma analysiert und hinsichtlich des Behandlungerfolgs mit Cortisonspray verglichen. Die Auswertung ergab, dass möglicherweise epigenetische Veränderungen von einzelnen Genen dafür verantwortlich sind, ob die Therapie mit Cortisonspray gut wirkt oder nicht.
Epigenetische Veränderungen sind Veränderungen an den Chromosomen – den Trägern der Erbinformation. Bestimmte chemische Verbindungen (sog. Methylgruppen) werden dabei an spezielle Stellen des genetischen Materials angehängt oder von dort entfernt. Dies beeinflusst die dreidimensionale Struktur der Chromosomen und somit auch die Aktivität einzelner oder mehrerer Gene. Anders gesagt: Epigenetische Veränderungen führen zum An- oder Abschalten einzelner Gene.
In der aktuellen Studie zeigte sich bei zwei bestimmten Genen (IL12B und CORT) ein Zusammenhang mit dem erfolgreichen Einsatz von Cortisonspray. Beide Gene beinhalten den „Bauplan“ für Botenstoffe, die bei Asthma von Bedeutung sind. Mit dem IL12B-Gen bildet der Körper bestimmte Entzündungsstoffe, die Asthma begünstigen. Fehlte bei IL12B eine Methylgruppe, sprachen die Patienten eher besser auf das Cortisonspray an.
Die Erklärung der Autoren: Kommt eine Methylgruppe hinzu, wird das Gen seltener abgelesen und es entstehen weniger Entzündungsstoffe. Im Gegensatz dazu wirkte sich eine zusätzliche Methylgruppe beim CORT-Gen positiv auf die Behandlung aus. Das Gen beinhaltet den Bauplan für einen körpereigenen antientzündlichen Stoff, der durch die hinzugefügte Methylgruppe vermehrt gebildet wird und sich nach Ansicht der Autoren positiv auf den Erfolg der Asthma-Behandlung auswirkt.
Ob die epigenetischen Veränderungen eine Folge der Therapie mit Cortisonspray sind oder ob sie bereits vorher vorhanden waren, kann mit der Studie nicht abschließend geklärt werden. Die Autoren vermuten jedoch, dass man anhand des Musters von Methylgruppen an der Erbinformation darauf schließen könne, ob ein Mensch mit Asthma auf die Behandlung mit Cortisonspray ansprechen wird oder nicht.
Ihre Vision für die Zukunft: Möglicherweise lassen sich die epigenetischen Veränderungen und damit die Aktivität bestimmter Gene künftig gezielt medikamentös beeinflussen, um die Wirksamkeit etablierter Behandlungen zu verbessern.
Quelle: Lungeninformationsdienst am 20.2.2020