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Auch an Ölbaumgewächse denken

Allergiker, die gegen Baumpollen wie Birke und Buche hyposensibilisiert wurden, sind offenbar nicht - wie man bisher angenommen hatte - auch gegen Pollen der Ölbaumgewächse wie Esche und Flieder geschützt. Bei anhaltenden Niesattacken sollte man sich daher auch auf Eschen- und Fliederpollen testen und gegebenenfalls hyposensibilisieren lassen…

Allergiker, die nach einer Hyposensibilisierung auf Baumpollen immer noch Heuschnupfen-Beschwerden haben, sollten sich auf Eschen- und Fliederpollen testen lassen. „Bisher sind Experten davon ausgegangen, dass Patienten, die gegen Baumpollen wie Birke und Buche hyposensibilisiert wurden, aufgrund einer starken Kreuzreagibilität auch gegen Pollen der Ölbaumgewächse wie Esche und Flieder geschützt sind“, erklärt Dr. Jochen Bossert, Allergologe aus Mannheim. Das ist aber offenbar nicht der Fall wie eine Untersuchung, die im Fachblatt Allergo Journal veröffentlicht wurde, belegt. Hier erwies sich bei 20 Patienten mit einer Allergie gegen Birken- und Buchengewächse die Durchführung einer spezifischen Immuntherapie (SIT) als nicht erfolgreich - offenbar weil die Betroffenen auch gegen Esche- und/oder Fliederpollen sensibilisiert waren. „Zehn dieser Patienten sind daher gleich nach der Saison zusätzlich mit Eschen- und/oder Fliederpollen-Extrakt hyposensibilisiert worden – und zwar mit Erfolg. Bei den übrigen Patienten lässt sich der Nutzen der Therapie hingegen noch nicht beurteilen“, berichtet Bossert.

Schon beim Verdacht auf eine Allergie gegen Birken- oder Buchenpollen sollte man sich daher auch auf Eschen- oder Fliederpollen im Prick- und IgE-Blut-Test untersuchen lassen, empfiehlt Bossert. Falls einer dieser Tests positiv für diese und weitere Pollenarten ausfalle, sollte durch nasale Provokation geklärt werden, ob auch Eschen- und Fliederpollen Beschwerden verursachen. Patienten mit positivem Befund könne dann zu einer erweiterten SIT geraten werden, bei der sie sich nach der Saison zusätzlich gegen Eschen- oder Fliederpollen desensibilisieren lassen. Da gerade die Birkenpollen-Saison angefangen hat, sollten Betroffene – vor allem wenn sie gegen Birkenpollen allergisch sind - mit der Durchführung einer Hyposensibilisierung besser warten. „Wenn nämlich zur aktuellen Pollenflugbelastung noch diejenige durch die „Hypo“ hinzukommt, kann das für den Körper zu viel werden“, erklärt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) in Mönchengladbach. Wenn man gegen Birkenpollen, die ungefähr bis Ende Mai fliegen, allergisch ist, könne man frühestens im Juli oder besser noch später im Herbst mit der Therapie anfangen. Entscheiden müsse das aber der Arzt von Fall zu Fall. Übrigens würde es Betroffenen nichts nützen, wenn sie jetzt zum Schutz vor Pollen in Mittelmeerländer reisen, da auch dort Eschen blühen.

Quelle: Allergo Journal (2007), Band 16, Seite 58. Zusammenfassung (abstract)