Probleme mit der Lunge - wie Atemnot bei körperlicher Belastung und Husten mit oder ohne Auswurf - können auch durch bestimmte Medikamente verursacht werden. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) anlässlich einer Studie hin, die kürzlich auf dem Jahreskongress der DGP in Hannover von Dr. Julia Freise von der medizinischen Hochschule Hannover vorgestellt wurde (siehe Deutsche Medizinische Wochenschrift 2010, Band 135/10, Seite 450-454). „Es gibt rund 350 Medikamente, die der Lunge schaden können“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Problematisch ist, dass dieser Zusammenhang oft nicht erkannt wird. Das liegt daran, dass die auftretenden Beschwerden ziemlich unspezifisch sind und die betreffenden Medikamente zudem zur Behandlung von anderen Organen als der Lunge eingesetzt werden, so dass der behandelnde Arzt selten ein Lungenspezialist ist. Beispiele sind Antibiotika (mit dem Wirkstoff Nitrofurantoin) zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten, die Atembeschwerden und Husten auslösen können. Oder Mittel gegen Herzrhythmusstörungen (mit dem Wirkstoff Amiodaron), die zu akuter Luftnot führen können. Beide Wirkstoffe können eine Entzündung oder Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge - eine so genannte interstitielle Lungenerkrankung - hervorrufen. Bis zu 13 Prozent der damit behandelten Patienten erkranken an einer solchen interstitiellen Lungenerkrankung, die bei 10-23 Prozent tödlich endet, wenn die Krankheitsursache nicht rechtzeitig erkannt wird.“
Liste der bedenklichen Mittel im InternetPatienten mit Lungenproblemen ungeklärter Ursache sollten Ihren Arzt darauf hinweisen, welche Medikamente sie einnehmen – falls er nicht selber danach fragt. „Wer selbst überprüfen möchte, ob seine Beschwerden arzneimittelbedingt sein könnten, kann im Internet unter www.pneumotox.com in einer detaillierte Liste der bedenklichen Mittel nachschauen. Wenn er dort fündig wird, sollte er dies auf jeden Fall dem Arzt mitteilen“, rät Köhler. „Dieser kann dann erwägen, das im Verdacht stehende Medikament abzusetzen, was in vielen Fällen bereits zu einer Besserung führt. Zusätzlich lässt sich zur Eindämmung von Entzündungsprozessen Cortison verabreichen, dann dürften sich die betroffenen Patienten meist rasch wieder erholen.“