Patienten mit einer so genannten Schlafapnoe finden keinen erholsamen Nachtschlaf, weil ihre Atemwege während des Schlafens immer wieder zu Verschluss neigen, was zu wiederholten Atemstillständen und physiologisch erzwungenen Weckreaktionen führt. Jetzt haben US-Forscher nachgewiesen (siehe Neuroscience Letters (2008), Band 438(3), Seite 330-334), dass die Betroffenen auch von einem fortschreitenden Verlust ihrer Hirnsubstanz bedroht sind, wenn die Krankheit unbehandelt bleibt. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin. „Ronald Harper und seine Kollegen von der University of California haben 43 Schlafapnoe-Patienten im Vergleich zu 66 gesunden Kontrollpersonen in einem Kernspin-Tomographen untersucht und dabei festgestellt, dass sie erhebliche Gewebeverluste in bestimmten Hirnregionen (Mamillarkörper an der Unterseite des Gehirns) aufweisen, die mit dem Hippocampus und dem Thalamus in Verbindung stehen und für das Gedächtnis zuständig sind“, berichtet Prof. Helmut Teschler, Präsident der DGP und ärztlicher Direktor des Zentrums für Pneumologie und Thoraxchirurgie an der Ruhrlandklinik Essen, die über eine eigene Fachabteilung für Schlafmedizin verfügt. „Substanzielle Verluste in diesen Hirnregionen wurden sowohl in der rechten als auch der linken Hirnhälfte gefunden, wobei die Volumenreduktion auf der linken Seite stärker ausgeprägt war und bis zu 20 Prozent betrug. Solche Defizite können zu Gedächtnisstörungen und Schwierigkeiten mit der räumlichen Orientierung führen, von denen viele Schlafapnoe-Patienten betroffen sind“, warnt Teschler.
Auf mangelnde Sauerstoffversorgung und Durchblutung zurückzuführenWie es zu den beobachteten Volumenverlusten in den betreffenden Hirnregionen kommt - also über welche einzelnen Mechanismen, muss noch detailliert erforscht werden. „Zweifellos sind die Verluste der Hirnsubstanz auf die wiederholten Atmungsunterbrechungen bei den betroffenen Patienten zurückzuführen: Die damit verbundene mangelnde Sauerstoffversorgung und Durchblutung des Gehirns führt zum Absterben von Zellen und treibt zusätzlich Entzündungsprozesse an, die das Gewebe weiter schädigen“, erklärt Teschler. „Da die Atemwege bei Schlafapnoe-Patienten verengt sind, ist die Atmung während des nächtlichen Schlafs nicht nur deutlich erschwert, sondern setzt auch mehrfach und längerfristig aus – und zwar laut Definition mindestens 5 mal innerhalb einer Stunde für mehr als 10 Sekunden. Dabei wechseln sich heftiges Luftschnappen oder lautes Schnarchen mit stillen Atempausen ab. Somit wird der Schlaf der Betroffenen oft unterbrochen, ist stark gestört und damit auch nicht mehr hinreichend erholsam. Das führt einerseits zu einer übermäßigen Tagesmüdigkeit mit Einschränkung der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit und erhöhter Unfallgefahr, hat andererseits aber auch ernsthafte gesundheitliche Auswirkungen: So können als Folge der Minderdurchblutung auch die Herzkranzgefäße auf Dauer schneller verkalken. Es kommt zu Bluthochdruck und das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt. Daher ist die Sterblichkeit von Schlafapnoe-Patienten gegenüber gleichaltrigen Gesunden rund viermal höher. Gleichzeitig ist ihre Lebenserwartung um etwa 10 Jahre verringert, falls die Erkrankung unbehandelt bleibt.“
Unbedingt fachärztlich behandeln lassenDas Schlafapnoe-Syndrom, unter dem etwa zwei bis drei Prozent der erwachsenen Deutschen leiden, ist eine ernst zu nehmende Krankheit, die unbedingt fachärztlich behandelt werden sollte. „Vor allem wenn bereits Begleiterkrankungen aufgetreten sind, aber auch um eine nachhaltige Schädigung des Gehirns zu verhindern, sollte eine Atemtherapie eingeleitet werden“, betont Teschler. „Die effektivste Methode ist dabei eine Atemwegsüberdruckbehandlung, die so genannte CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure). Für mindestens 70 Prozent der Patienten kann dadurch die Lebensqualität deutlich verbessert werden: Sie fühlen sich beim morgendlichen Aufwachen frisch und ausgeschlafen und neigen auch tagsüber weniger zu Schläfrigkeit. Bei leichteren Fällen kann manchmal auch schon eine so genannte Schnarchschiene helfen, die nachts im Mund getragen wird, um mittels Vorverlagerung des Unterkiefers und der Zunge die Luftwege offen zu halten.“