Patienten, die unter dem so genannten Schlafapnoe-Syndrom leiden - das heißt lautem Schnarchen mit nächtlichen Atemaussetzern während des Schlafens – haben ein erhöhtes Risiko, eine erektile Dysfunktion zu entwickeln. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. Sie berufen sich dabei auf eine Untersuchung von Regensburger und Münchener Wissenschaftlern mit über 400 Patienten, die sich wegen eines vermuteten Schlafapnoe-Syndroms einer detaillierten schlafmedizinischen Diagnostik (Polysomnographie) unterzogen haben und parallel dazu hinsichtlich erektiler und sexueller Störungen umfassend evaluiert wurden. „Bei 69% der Patienten mit gesichertem Schlafapnoe-Syndrom haben wir eine manifeste erektile Dysfunktion festgestellt“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Stephan Budweiser, der die Untersuchungen im Zentrum für Pneumologie und Schlafmedizin an der Klinik Donaustauf, kooperative Lehr- und Forschungseinrichtung der Universität Regensburg durchgeführt hat. „Sicherlich erhöhen auch das Alter und viele Begleiterkrankungen wie Herz- bzw. Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes mellitus das Risiko für Erektionsstörungen. Dabei stellt nächtlicher Sauerstoffmangel aufgrund einer Schlafapnoe allerdings einen eigenen, zusätzlichen Risikofaktor dar, der auch alleingenommen eine erektile Dysfunktion verursachen kann. Neuere epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass bis zu 20% der Männer über dem 20. Lebensjahr unter Erektionsstörungen leiden. Kommen weitere Krankheiten – wie Herzkreislauf-Erkrankungen oder Zuckerkrankheit - hinzu, ist sogar jeder zweite Mann betroffen, und bei älteren Männern bis zu 70%.“
Gefährlichkeit nach wie vor unterschätztPatienten mit Schlafapnoe finden keinen erholsamen Nachtschlaf, weil ihre Atemwege während des Schlafens immer wieder zu Verschluss neigen, was zu wiederholten Atemstillständen und physiologisch erzwungenen Weckreaktionen führt. „Die Gefährlichkeit des Schlafapnoe-Syndroms wird noch immer unterschätzt“, betont Prof. Michael Pfeifer, Vorstandsmitglied der DGP und Medizinischer Direktor der Klinik Donaustauf. „In erster Linie verursachen die nächtlichen Atemaussetzer eine ausgeprägte Tagesschläfrigkeit und Leistungsminderung. Gleichzeitig führt der Sauerstoffmangel aufgrund einer Schlafapnoe allerdings auch zu einer Beeinträchtigung der Herztätigkeit verbunden mit arteriosklerotischen Veränderungen, die zunächst unbemerkt bleiben mögen, aber die Entwicklung eines Gefäßverschlusses vorantreiben. Die Folgen können Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfälle sein. Das Schlafapnoe-Syndrom, unter dem etwa zwei bis drei Prozent der erwachsenen Deutschen leiden, ist insofern eine ernst zu nehmende Krankheit, die unbedingt fachärztlich behandelt werden sollte.“
Erfolgreiche Behandlung mit AtemmaskeDie effektivste Methode zur Behandlung einer Schlafapnoe ist eine Atemwegs-Überdruckbehandlung, die so genannte CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure). „Für mindestens 70 Prozent der Patienten, die nachts eine CPAP-Atemmaske tragen, kann die Lebensqualität deutlich verbessert werden“, erläutert Pfeifer. „Sie fühlen sich beim morgendlichen Aufwachen frisch und ausgeschlafen, neigen tagsüber weniger zu Schläfrigkeit und können gleichzeitig ihr Risiko für teils lebensbedrohliche Begleiterkrankungen senken.“
Quelle: The Journal of Sexual Medicine, Online-Vorabveröffentlichung am 29.6.2009. Zusammenfassung (abstract)