Auch Frauen leiden - unwissentlich und viel häufiger als bisher angenommen - unter dem so genannten Schlafapnoe-Syndrom, was ihr Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöht und unbehandelt die Lebenserwartung um etwa zehn Jahre verringert. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. „Wie bei vielen Männern können sich auch bei Frauen während des Nachtschlafs die Atemwege verschließen, so dass es wiederholt zu Atemunterbrechung und -Stillständen kommt“, erklärt Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg, die über eine eigene Fachabteilung für Schlafmedizin verfügt. „Das führt dann zu einer vermehrten Tagesschläfrigkeit mit Leistungsabfall und erhöhter Unfallgefahr und auf Dauer zu einer Verkalkung der Herzkranzgefäße und Bluthochdruck, was mit einem vierfach höheren Sterberisiko verbunden ist.“
Krankheitsbeschwerden bei Frauen entsprechen nicht dem klassischen BildEin Grund, warum die Schlafapnoe bei Frauen oft nicht erkannt wird, ist, dass die bei ihnen zu beobachtenden Krankheitsbeschwerden nicht dem klassischen Bild entsprechen. „Im Gegensatz zu betroffenen Männern, bei denen das häufige Symptom Schnarchen mitunter die Lautstärke eines Presslufthammers erreichen kann, stehen bei Frauen mit Schlafapnoe vor allem Ein- und Durchschlafstörungen sowie Depressionen im Vordergrund, was zu einer falschen Therapie mit Schlafmitteln oder Antidepressiva veranlassen kann“, erläutert Köhler. „Auch ging man bisher davon aus, dass Männer etwa doppelt so oft wie Frauen unter Schlafapnoe leiden. Jetzt weiß man aber, dass insbesondere Frauen nach der Menopause sowie Frauen, die übergewichtig sind, etwa vergleichbar häufig wie Männer von Schlafapnoe betroffen sind. Das liegt daran, dass die weiblichen Geschlechtshormone bei Frauen vor der Menopause eine Art Schutzfunktion ausüben, da sie sich förderlich auf die Muskulatur im Rachenbereich und die Atemsteuerung auswirken. Ab Eintritt der Menopause tritt dann bei Frauen die Schlafapnoe genauso häufig auf wie bei Männern – und damit sehr viel häufiger, als man bisher dachte.“
Online-Test zur Einschätzung des persönlichen RisikosFrauen, die Ein- und Durchschlafstörungen oder Depressionen haben, und wissen möchten, ob sie möglicherweise unter einer Schlafapnoe leiden, können bei www.lungenaerzte-im-netz.de einen Online-Test machen (auf der Startseite rechts oben "Im Fokus"). „In diesem Test wird gefragt, wie oft es vorkommt, in bestimmten alltäglichen Situationen einzuschlafen“, berichtet Köhler. „Das dient zur Einschätzung der individuellen Tagesmüdigkeit, mit der sich dann auf das persönliche Risiko, unter einer Schlafapnoe zu leiden, schließen lässt. Da es sich bei der Schlafapnoe um eine ernst zu nehmende Krankheit handelt, ist es wichtig diese frühzeitig zu erkennen und dann fachärztlich behandeln zu lassen. Dazu stehen verschiedene therapeutische Methoden zur Verfügung, wobei die effektivste eine Atemwegsüberdruckbehandlung - die so genannte CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure) - ist. Für mindestens 70% der Patienten kann dadurch die Lebensqualität deutlich verbessert werden: Sie fühlen sich beim morgendlichen Aufwachen frisch und ausgeschlafen und neigen auch tagsüber weniger zu Schläfrigkeit. Gleichzeitig wird die Herzinfarkt- und Schlaganfallrate deutlich gesenkt“, betont Köhler.