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Asthma wächst sich bei Jungen eher aus als bei Mädchen

Jungen sind in der Kindheit zwar anfälliger für Asthma als Mädchen. Dafür werden sie diese chronische Erkrankung während der Pubertät aber auch eher wieder los als das weibliche Geschlecht. Zu diesem Ergebnis kommen US-Forscher nach einer Langzeitstudie mit über 1000 Kindern.

Jungen erkranken in der Kindheit zwar ungefähr doppelt so häufig an Asthma wie Mädchen. Dafür wächst sich diese Erkrankung bei ihnen im Laufe der Pubertät aber häufiger wieder aus. Das haben Wissenschaftler um Kelan Tantisira von der Harvard Medical School in Boston während einer Langzeitstudie mit über 1000 Jungen und Mädchen im Alter von 5-12 Jahren festgestellt, die unter Asthma litten und dann über durchschnittlich 9 Jahre hinweg beobachtet wurden. Dabei wurde acht bis neun Mal pro Jahr ein so genannter Provokationstest mit Methacholin durchgeführt, um zu überprüfen, wie überempfindlich das Bronchialsystem der Patienten ausfiel. Methacholin ist ein Reizstoff, der bei Asthmatikern bereits in kleinsten Mengen zu einer Verengung der Bronchien und damit zur Auslösung asthmatischer Beschwerden führen kann.

Wie die Forscher in der Fachzeitschrift Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2008, Band 178, Seite 325-331) schreiben, ließen die jeweiligen Mengen an Methacholin, die bei den einzelnen Probanden erforderlich waren, um eine Reaktion hervorzurufen, eine eindeutiges Muster erkennen: Bei den meisten Mädchen blieb die Überempfindlichkeit der Atemwege über Jahre hinweg weitgehend stabil. Im Gegensatz dazu wurden die meisten Jungen im Laufe der Pubertät immer unempfindlicher gegenüber Methacholin: Bereits im Alter von 16 Jahren tolerierten ihre Lungen die doppelte Dosis der Reizsubstanz im Vergleich zu den Mädchen gleichen Alters. Mit zunehmendem Alter wurden immer größere Mengen an Methacholin erforderlich, um bei den Jungen eine Überempfindlichkeitsreaktion hervorzurufen. Im Alter von 18 Jahren zeigten bereits 27 Prozent der Jungen beim Methacholin-Test gar keine Reaktion mehr – gegenüber nur 14 Prozent bei den Mädchen.

Das Forscherteam will nun dieselben Teenager in einer weiteren Langzeitstudie weiterhin untersuchen, um festzustellen, ob der beobachtete Geschlechtsunterschied in der Pubertät hinsichtlich Schwere, Häufigkeit des Auftretens und der Tendenz zum Auswachsen asthmatischer Beschwerden auch im Erwachsenenalter bestehen bleibt oder nicht. Besonders spannend finden die Forscher, dass sich dieser Geschlechtsunterschied offenbar zu Beginn der frühen Pubertät einstellt, wenn sie auch noch keine Erklärung dafür haben. Mehr Erkenntnisse über mögliche geschlechtsspezifische Risikofaktoren könnten Tantisira Meinung nach zur Entwicklung neuer Vorbeugungs- und Behandlungsstrategien bei Asthma führen.