Bestimmte Allergene rufen bei Patienten mit allergischem Asthma Asthma-Beschwerden hervor. Ihr Immunsystem reagiert auf einen eigentlich harmlosen Stoff aus der Umwelt - das Allergen - mit einer überschießenden Abwehrreaktion. US-Forscher um Charles Smarr von der Northwestern University in Chicago haben jetzt im Tiermodell eine neue Methode getestet, mit der das Immunsystem quasi eine Hyposensibilisierungs-Kur erhält und die Abwehrreaktion rückgängig gemacht wird (siehe PNAS 2016, Band 113/18, Seite 5059–5064).
Die Wissenschaftler entwickelten für ihre Studie hohle Nanopartikel aus dem Biopolymer Polylactid-co-Glycolid (PLGA), einem Material auf Milchsäurebasis, das im menschlichen Körper leicht abgebaut werden kann. In diesen Nanokugeln versteckten sie - ähnlich wie in einem Trojanischen Pferd - ein asthmaauslösendes Allergen. Beim Test an asthmatischen Mäusen stellte sich heraus, dass der allergieauslösende Stoff in dieser Verpackung vom Körper nicht erkannt und von den Makrophagen, die zu den Fresszellen des Immunsystems gehören, als harmlos eingestuft wurde. Das Allergen wird erst im Inneren der Immunzellen freigesetzt und dann entsorgt. Demzufolge stellt das Immunsystem dank der speziellen Allergen-Verpackung im Lauf der Zeit seinen Kampf gegen den allergieauslösenden Stoff ein und fährt in den Normalzustand zurück. So wird die Einstufung des Allergens als gefährlich wieder rückgängig gemacht. Die Mäuse im Versuch entwickelten eine anhaltende Toleranz gegenüber dem normalerweise asthmaauslösenden Allergen. Weitere Asthmaanfälle blieben aus.
Nach Ansicht der Forscher könnten dieser "Reset" der Immunabwehr per Nanofähre auch beim Menschen wirken. Die Biopolymer-Nanofähren haben sich auch schon als gut verträglich erwiesen und werden demnächst in klinischen Studien gegen Zöliakie und Autoimmunerkrankungen getestet. Zudem lässt sich die Behandlung mit den Nanopartikeln leicht an verschiedene Allergene und Allergietypen anpassen. „Es ist eine universelle Therapie“, erklärt Miller. „Je nachdem, welche Allergie man beseitigen möchte, kann man die Nanopartikel beispielsweise mit Erdnussprotein oder aber Beifußpollen beladen.“
Millers Ansicht nach repräsentierten die Ergebnisse einen neuen, sicheren und effektiven Weg, um Patienten mit potenziell lebensbedrohlichen Allergien zu behandeln und möglicherweise sogar zu heilen. „Das könnte die bisherige lebenslange Therapie des allergischen Asthmas mit Medikamenten künftig unnötig machen.“ Allerdings seien noch weitere Untersuchungen nötig, bevor diese Methode beim Menschen zum Einsatz kommen könne.