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Antibiotikatherapie mit körpereigenem Infektionsmarker steuerbar

Mit Procalcitonin, einem körpereigenen Marker für bakterielle Infektionen, lässt sich der Einsatz von Antibiotika gezielt steuern. Das berichten Forscher der Universität Basel und des Kantonsspital Aarau.

Mit dem körpereigenen Infektionsmarker Procalcitonin lässt sich der Einsatz von Antibiotika bei Infektionen gezielt steuern. Die Antibiotikatherapie wird verkürzt, aber auch ihre Nebenwirkungen und die Mortalität nehmen ab. Dies berichten Forschende von Universität Basel und Kantonsspital Aarau nach einer Metaanalyse von über 6700 internationalen Daten von Patienten mit Atemwegsinfektionen (siehe The Lancet Infectious Diseases, Online-Veröffentlichung am 13 October 2017).

Procalcitonin ist die Vorstufe eines Schilddrüsenhormons, die bei Gesunden kaum oder gar nicht nachweisbar ist. Kommt es im Körper aber zu einer bakteriellen Entzündung, steigt der Stoff Procalcitonin im Blut plötzlich an. Diesen Mechanismus können sich Mediziner bei der Diagnose von Infektionskrankheiten zunutze machen, denn gerade bei Atemwegsinfektionen ist eine Abgrenzung zwischen bakterieller und viraler Infektion oft schwierig. Nur bei bakteriellen Infektionen ist eine Antibiotika-Behandlung sinnvoll. Anhand des Procalcitoninwerts lässt sich also eine Empfehlung geben, ob Antibiotika nötig sind oder ob diese gestoppt werden können.

Die aktuelle Metaanalyse unter Leitung von Prof. Dr. Philipp Schuetz vom Departement Klinische Forschung von Universität und Universitätsspital Basel und dem Kantonsspital Aarau zeigt nun, dass durch den Infektionsmarker Procalcitonin die Sterblichkeit bei Patienten mit Atemwegsinfektionen abnimmt. Erzielt wurde eine Reduktion der relativen Mortalität nach 30 Tagen von 14% (von 10% auf 8,6%) sowie eine 25-prozentige Reduktion von Antibiotikanebenwirkungen (von 22,1% auf 16,3%).

„Diese Resultate machen auch Hoffnung, dass dem weltweiten Trend der Antibiotika-Resistenzbildung entgegengewirkt werden kann“, kommentiert Prof. Schuetz die Studie. Insgesamt haben 26 Forschungsgruppen aus zwölf Ländern die Daten von 6708 Patienten zur Verfügung gestellt und analysiert – entsprechend dem weltweiten Trend des data sharing mit dem Vorteil, dass einzelne Patientengruppen besser charakterisiert werden können.

Quelle: Universität Basel