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Ansprechen auf Immuntherapien bei Lungenkrebs besser vorhersagbar

Einen neuen Ansatz zur Vorhersage, ob Lungenkrebs-Patienten auf Immuntherapien ansprechen, haben Forschende des Universitätsklinikums Tübingen entwickelt.

Mit 1,8 Millionen Todesfällen pro Jahr ist Lungenkrebs eine der häufigsten und tödlichsten Krebserkrankungen weltweit. Allein in Deutschland starben 2019 rund 45.000 Menschen an der Krankheit. Mit innovativen Krebstherapien wie etwa sogenannten „Checkpoint-Inhibitor-basierten“ Immuntherapien, haben sich die Behandlungsmöglichkeiten von Lungentumoren in den vergangenen Jahren verbessert. Diese Behandlungen basieren auf der Blockade von bestimmten Signalwegen innerhalb unseres Immunsystems, die dadurch eine Abwehrreaktion gegen Tumorzellen provozieren. Diese Checkpoints basieren auf sogenannten Oberflächenrezeptoren und Molekülen, wie etwa PD-1 oder PD-L1. Durch eine spezifische antikörpervermittelte Hemmung von diesen Molekülen, erkennt das Immunsystem den Tumor als Feind und greift ihn an. Dank dieses Therapiekonzeptes kann bei ca. 20 Prozent aller Lungentumor-Patienten und Patientinnen eine Eindämmung der Krebserkrankung erreicht werden.

Trotz dieses Erfolges gibt es bis dato kein einfach anwendbares Verfahren, um vorherzusagen, welche Patientinnen und Patienten auf die Immuntherapie ansprechen. Nicht jeder Betroffene spricht gleich gut auf die Therapie an, es kann zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen und die Immuntherapie ist äußerst kostenintensiv. Umso erfreulicher ist die Entwicklung eines neuen Verfahrens, das sich die Funktion von Blutplättchen zu Nutze macht: Eine Forschergruppe am Universitätsklinikum Tübingen hat eine neue Methodik entwickelt, die es ermöglicht, die Erfolgsaussicht von Immuntherapien bei Lungenkrebs besser vorherzusagen (siehe Nature Communications, online seit 1.12.2021).

„Wir haben herausgefunden, dass Thrombozyten, also Blutplättchen, die in Kontakt mit der Tumorzelle kommen, das Molekül PD-L1 aufnehmen. Unsere Studie konnte zeigen, dass die Menge an PD-L1 beladenen Blutplättchen ein sehr guter Indikator dafür ist, ob eine Immuntherapie mit PD-1 oder PD-L1 blockierenden Antikörpern im Lungentumor erfolgsversprechend ist oder nicht“, erklärt Dr. Hinterleitner, Pneumologe und Leiter der Studie.

Das Vorhandensein des Oberflächenrezeptors PD-L1 auf der Tumorzelle ist eine der Grundvoraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz einer Immuntherapie mit PD-1 oder PD-L1 blockierenden Antikörpern. Bevor eine Immuntherapie überhaupt in Frage kommt, wird den Patientinnen und Patienten mit einem Lungentumor daher Blut abgenommen, um im Labor festzustellen, ob ausreichend PD-L1 Moleküle auf der Oberfläche der Blutplättchen vorhanden sind. Auf diese Weise lässt sich besser einschätzen, ob eine Krebsimmuntherapie im vorliegenden Fall erfolgsversprechend ist.

„Thrombozyten zirkulieren täglich tausendmal durch unseren Blutkreislauf und geraten dadurch zwangsläufig in Kontakt mit etwaig vorhandenen Tumorzellen. Durch die Aufnahme des Moleküls PD-L1 eignen sie sich besonders gut als Biomarker, der das Ansprechen einer Checkpoint-Inhibitor-Therapie äußerst valide vorhersagen kann“, erläutert Prof. Dr. Lars Zender, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Onkologie und Pneumologie.

Zwar gibt es bereits Verfahren um ein Ansprechen der Immuntherapie vorherzusagen, wie etwa die sogenannte immunhistochemische Färbung. Hier wird eine Biopsie des Tumors entnommen und die Anfärbung von Zell- oder Gewebestrukturen mit an Antikörper gekoppelten Farbstoffen durchgeführt. Eine ganz bestimmte Eigenschaft des Gewebes löst dann eine Antigen-Antikörper-Reaktion aus. „Das Problem mit den Untersuchungen an Biopsiematerial ist jedoch, dass Tumore sehr heterogen sind und dass eine einzelne Biopsie die Gesamtheit des Tumors nur unzureichend widerspiegelt. Im Vergleich zu den bestehenden immunhistochemischen Verfahren weist die Methodik mit den Thrombozyten eine deutlich bessere Vorhersagbarkeit auf“, erklärt Prof. Zender den Unterschied.

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen