Eine möglicherweise harte Zeit steht Pollen-Allergikern bis in den Spätherbst hinein bevor, wenn das so genannte Traubenkraut bzw. die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) Hochsaison hat. Bereits jetzt machen die besonders aggressiven Ambrosia-Pollen Allergikern in Deutschland zunehmend zu schaffen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) belegen aktuelle Funde in Pollenfallen die Ausbreitung der Pflanze. Seit 2006 erforscht der DWD die Ausbreitung der Ambrosia-Pollen gemeinsam mit der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie Friedberg, der Technischen Universität München und dem baden-württembergischen Landesgesundheitsamt. Hinzu kommen Untersuchungen an Viertklässlern, um mehr über die Belastung der Bevölkerung zu erfahren (aktuelle DWD-Pollenflugvorhersage: www.dwd.de/pollenflug).
Problematisch an den Pollen des Traubenkrauts, das äußerlich Beifuß-Gewächsen ähnelt, ist, dass sie sehr klein sind und daher bis tief in die Bronchien gelangen können. Außerdem können die Pollen bis zu 100 Kilometer weit fliegen, wobei eine Pflanze allein bis zu eine Milliarde Pollen ausstoßen kann. Dabei besitzt Ambrosia das stärkste aller Pollen-Allergene : Bereits zehn Pollenkörner in einem Kubikmeter Luft reichen aus, um bei Allergikern eine Heuschnupfen-Attacke auszulösen. Zudem ruft die Pflanze häufig auch schwere allergische Reaktionen wie Asthma bronchiale hervor - das hat ihr in Australien den Namen Asthma-Pflanze eingebrockt. Sie kann aber auch Menschen allergisch machen, die bisher noch gar nichts mit Allergien zu tun hatten. Etwa 80 Prozent aller Patienten mit Pollenallergie sind bereits auf Ambrosia sensibilisiert.
In der Regel werden Ambrosia-Pollen von August bis Oktober mit dem Wind verbreitet. Denn das Traubenkraut blüht bis in den Oktober hinein und verlängert somit die Saison für Allergiker. Die können sich allerdings auch wehren: Um eine Verbreitung zu verhindern, sollte die Pflanze noch vor der Blüte bekämpft werden, rät der Landesbund für Vogelschutz (LBV). Am effektivsten könne man gegen das Korbblütengewächs angehen, indem man die Pflanzen möglichst vor der Blüte mitsamt den Wurzeln ausreißt und in den Restmüll entsorgt. Um einen Kontakt mit den Allergenen zu vermeiden, raten die Experten, Handschuhe und einen Mundschutz zu tragen. Die ausgerissenen Pflanzen sollten in einer Plastiktüte mit dem Hausmüll entsorgt und nicht auf den Komposthaufen gegeben werden, damit sich die Samen nicht weiter ausbreiten können. Auch durch billiges Vogelfutter, das häufig Ambrosiasamen enthält, können die ungeliebten Pflanzen immer häufiger in private Gärten und Parkanlagen gelangen, gibt der LBV zu bedenken.
Ambrosia artemisiifolia ist im 19. Jahrhundert von Amerika nach Europa eingeschleppt worden. Die ursprünglich in Nordamerika heimische Pflanze wurde als Bestandteil von Vogelfutter nach Europa gebracht. Die Pflanze wächst vor allem auf Brachland. Größere Ambrosia-Bestände gibt es dem DWD zufolge im Südwesten Deutschlands und in Brandenburg. Die hochallergenen Pollen kommen auch mit dem Wind etwa aus Südfrankreich oder Ungarn nach Deutschland. Derzeit breitet sich Ambrosia z.B. im Rheingraben immer weiter aus, wohin die Pollen nach Expertenansicht mit dem Wind aus Südfrankreich gelangt sind. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat daher bereits dazu aufgerufen, die Behörden beim Kampf gegen die Pflanze zu unterstützen, um eine weitere Ausbreitung der Ambrosia möglichst zu verhindern. Wer die Pflanze entdeckt, soll deshalb die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg in Karlsruhe informieren.