Wie und warum sich Allergien entwickeln, weiß man noch nicht genau. Ein Grund könnte sein, dass die Schleimhaut in den oberen und unten Atemwegen ihre Barrierefunktion nicht mehr richtig erfüllt, so dass eingeatmete Allergene ungehindert eindringen können. Finnische Wissenschaftler von der Universität in Helsinki haben nun untersucht, was genau passiert, bevor ein eingedrungenes Allergen eine allergische Reaktion auslöst. Dazu müssen die Allergene zunächst einmal an die Epithelzellen der Atemwegsschleimhaut andocken und dann über so genannte Caveolae in der Wand von umgebenden Blutgefäßen in die Blutgefäßzellen hinein transportiert werden, in deren Zellinneren schließlich die allergische Reaktion abläuft. Anhand von Birkenpollen-Allergenen (Bet v1) fanden die Forscher heraus, dass die Allergene die Wand der Blutgefäße in der Augen- und Nasenschleimhaut innerhalb einer Minute überwinden können – allerdings nur bei Pollenallergikern während ihrer Leidensperiode (Pollenflugsaison im Frühling), nicht hingegen im Winter, wenn keine Birkenpollen fliegen. Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift The Journal of Allergy and Clinical Immunology (Online-Vorabveröffentlichung am 1.4. 2009) berichten, wird die allergische Reaktion ausgelöst, sobald die Allergene nach Überwindung der Zellbarriere in Kontakt mit Mastzellen kommen.
Während der Untersuchungen stellte sich zudem heraus, dass die Birkenpollen- Allergene den Ablesevorgang von Genen in der Nasenschleimhaut von Pollenallergikern entscheidend beeinflussen – allerdings wiederum nur im Frühling, nicht im Winter. Betroffen waren dabei hunderte von Genen, die eine Rolle beim Transport von Eiweißstoffen und dem Aufbau des Zellgerüsts (Cytoskeletts) spielen. „Wir beobachten bei Allergikern in der Nasenschleimhaut einen Transportmechanismus für Birkenpollen-Allergene, den auch verschiedene Viren und Bakterien bei einer Infektion ausnutzen, um die Zellbarriere zu überwinden“, erklärt Studienleiter, Prof. Risto Renkonen. Wie die differenzielle Steuerung dieses Mechanismus erfolgt, muss aber noch erforscht werden.