Warum manche Menschen ihr Leben lang unempfindlich gegen Allergene sind, während andere an verschiedenen Allergien zugleich leiden, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Bekannt ist aber, dass genetische Faktoren bei der Entstehung von Allergien eine entscheidende Rolle spielen. Allergiker weisen außerdem mehr Antikörper der Klasse IgE auf als gesunde Menschen. Diese IgE-Antikörper richten sich gegen an sich harmlose Umweltsubstanzen wie Hausstaubmilben und Pollen. Über bestimmte Bindungsstellen, an die sie andocken (spezifische Rezeptoren), sind die Antikörper vorrangig an Zellen gebunden, die sich bevorzugt in der Haut und den Schleimhäuten befinden. Bei Kontakt mit einem Allergen werden aus diesen Zellen Substanzen (zum Beispiel Histamin) ausgeschüttet, die zu den bekannten allergischen Symptomen wie allergische Rhinitis (Heuschnupfen), atopisches Ekzem (Neurodermitis) oder Asthma führen. Voraussetzung für diese allergische Reaktion ist die Kopplung des Allergens (bzw. des darin enthaltenen Antigens ) an den IgE-Rezeptor, was eine effektive Verstärkung der Produktion von IgE-Antikörpern zur Folge hat.
Wissenschaftler vom Helmholtz Zentrum München haben nun zusammen mit Kollegen der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie an der Technischen Universität München ein Gen (mit der Bezeichnung FCER1A) entdeckt, das die Bauanleitung für einen Teil des IgE-Rezeptors (alpha-Kette) enthält. Wie das Forscherteam um Priv.-Doz. Dr. Stephan Weidinger und Priv.-Doz. Dr. Thomas Illig in der Fachzeitschrift PLoS Genetics (2008, Band 4(8) e1000166 doi:10.1371/journal.pgen.1000166) berichtet, können bestimmte Varianten des FCER1A-Gens die Produktion von IgE und damit das Allergiegeschehen entscheidend beeinflussen. Damit scheint dieses Gen – wie vermutliche viele weitere, noch unentdeckte Gensequenzen - in direktem Zusammenhang mit der Entstehung von Allergien zu stehen. „Für unsere Studie haben wir die Genome von mehr als 10.000 Erwachsenen und Kindern aus ganz Deutschland untersucht“, berichtet Thomas Illig. Seiner Meinung nach ermöglichen die neuen Erkenntnisse zur Regulation der IgE-Antikörper-Produktion tiefere Einblicke in die Mechanismen der Allergieentstehung und könnten daher neue Therapieoptionen eröffnen.