Der 24 Stunden währende Tag des Menschen ist charakterisiert durch eine typische, sog. zirkadiane Rhythmik mit einem Wechsel zwischen Wach- und Schlafphase. Gerade der Nachtschlaf gilt allgemein als diejenige Phase, in der wir uns sowohl geistig wie auch körperlich von der Wachphase erholen können bzw. erholen sollten. Der Nachtschlaf ist charakterisiert durch eine rhythmische Abfolge verschiedener Schlafstadien.
Bei Patienten mit COPD und Lungenemphysem hat der Schlaf allerdings nicht immer nur eine ausruhende Wirkung und Funktion. Zum einen kann er bei COPD-Patienten aufgrund der auch tagsüber auftretenden Symptome wie Husten, Auswurf und Luftnot erheblich gestört sein. Außerdem können störende Einflüsse der typischen COPD-Medikamente, häufig aber auch depressive Verstimmungen hinzukommen. Zum anderen führt der gestörte Schlaf auch zu Veränderungen von Atmung und Kreislauf, die bei bestehender Lungenerkrankung krankhafte Bedeutung erlangen können.
Welchen Einfluss haben COPD und Lungenemphysem auf den Schlaf?
Durch eine tageszeitlich abhängige Veränderung der Aktivität des vegetativen Nervensystems tritt eine Verengung der Atemwege auf, die im Schlaf besonders ausgeprägt ist. Sie kann zu Luftnot- und Hustenanfällen und damit zu Weckreaktionen führen, die wiederum den Schlaf erheblich stören. Darüber hinaus sind fast alle Medikamente, die zur Behandlung der COPD angewandt werden, in der Lage, den Schlaf zu stören. Ganz besonders trifft dies für Theophyllin, aber auch für die ß2-Sympathomimetika zu. Auch eine systemische Kortisontherapie kann zu erheblichen Schlafstörungen führen. Ein letzter, bisher vielleicht wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersuchter Aspekt von Schlafstörungen bei COPD ist die u. U. auftretende Depressionsneigung, für die Schlafstörungen ebenfalls sehr charakteristisch sind.
Welchen Einfluss hat der Schlaf auf COPD und Lungenemphysem?
Im Schlaf wird typischerweise eine Liegeposition eingenommen. Hierdurch kommt es bereits zu einer Abnahme der Lungenvolumina und manchmal auch zu vermehrtem sauren Aufstoßen (gastro-ösophagealer Reflux). Dieser Effekt ist bei starker Übergewichtigkeit besonders ausgeprägt, da die Bauchweichteile den Brustkorb zusätzlich einengen. Nicht selten kommt es zu einer weiteren Zunahme des Widerstandes der oberen Atemwege, da die Halsweichteile der Schwerkraft folgen, wodurch eine zusätzliche Einengung der Schlundregion hervorgerufen wird. Tritt dann der Schlaf ein, führt dieser sowohl zu einer Abnahme des Atemantriebs als auch der Muskelspannung. Daraus resultiert eine Zunahme des Widerstandes der oberen Atemwege und eine messbare Abnahme derjenigen Menge Luft, die in einer Minute in die Lunge einströmt bzw. wieder aus ihr herausströmt (sog. Atemminutenvolumen). Beim Patienten mit COPD und Lungenemphysem können sich hierdurch kritische Verschlechterungen der Blutgaswerte (in Form eines vorübergehenden Abfalls des Sauerstoffdruckes O2 bzw. Anstiegs des Kohlendioxiddruckes CO2) ergeben. Dies kann morgens zu Kopfschmerzen, allgemeiner Abgeschlagenheitsgefühl, Müdigkeit beim Aufstehen bis hin zur Benommenheit führen.
Was kann man tun?
Hat ein COPD-Patient Schlafstörungen, ist tagsüber müde oder wacht regelmäßig morgens mit Kopfschmerzen auf, so ist eine Untersuchung des Schlafs notwendig. Falls die COPD noch nicht optimal therapiert ist, wäre dies als erstes anzustreben. Außerdem sollten die vom Patienten eingenommenen Medikamente auf eine mögliche Auslösung von Schlafstörungen überprüft und gegebenenfalls umgestellt werden. Insbesondere Theophyllin gehört zu den Substanzen, die häufig Schlafstörungen hervorrufen können.
Mithilfe von Schlaffragebögen - die z.B. auch bei Schlafapnoe-Patienten ganz ähnlich eingesetzt werden - lässt sich außerdem abschätzen, wie ausgeprägt z.B. die Tagesmüdigkeit des Betreffenden ist. Durch eine in der Regel zunächst ambulant (das heißt zu Hause) durchführbare Messung der Atmung im Schlaf kann dann entschieden werden, ob eine Schlaflaboruntersuchung in der Klinik erforderlich ist. Wird dabei ein Sauerstoffmangel sogar eine krankhafte Erhöhung des CO2-Wertes während des Schlafens festgestellt, können entweder eine Sauerstofftherapie und/oder eine Masken-Beatmung erforderlich werden. Eine Sauerstoffgabe im Schlaf kann bei COPD-Patienten zu einer Verbesserung des Schlafprofils führen. Gleichzeitig muss auch der CO2-Wert im Blut überwacht werden - dieser kann nämlich durch eine Sauerstoffgabe weiter ansteigen. In diesem Fall kann u.U. anstelle der nächtlichen Sauerstoffgabe auch eine Maskenbeatmung erforderlich werden, auf die der Patient ähnlich wie ein Schlafapnoe-Patient eingestellt werden muss.
Quelle: Prof. Dr. med. Kurt Rasche, Facharzt für Pneumologie, Allergologie und Innere Medizin und Chefarzt am Helios Klinikum Wuppertal, der auf dem Symposium Lunge 2011 am 7.5.2011 in Hattingen zum Thema Veränderungen von Schlaf und Atmung bei Patienten mit COPD und Lungenemphysem einen Vortrag halten wird.
4. Symposium Lunge
"COPD und Lungenemphysem" - Von der Diagnose bis zur Lungentransplantation. Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen den Betroffenen heutzutage zur Verfügung?“ am Samstag, 7. Mai 2011 09.00 Uhr bis 18.00 Uhr Westfälisches Industriemuseum Henrichshütte - Gebläsehalle - Werksstraße 31-33
45527 Hattingen/Ruhr
Anfragen bezüglich des Symposiums Lunge 2011 richten Sie bitte an die Organisationsleitung Jens Lingemann Lindstockstraße 30
45527 Hattingen
Telefon: 02324 - 999 959
symposium-org@ lungenemphysem-copd.de
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