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Staublunge

Untersuchung

In den meisten Fällen ist es eine zunehmende Kurzatmigkeit bei körperlicher Anstrengung, die Anlass zu einem Arztbesuch gibt. Manchmal steht auch eine routinemäßige Röntgen-Aufnahme des Brustkorbs (zum Beispiel vor einer anstehenden Operation) am Anfang der Untersuchungen.

Ärztliche Befragung (Anamnese) und klinische Untersuchung

Bei Verdacht auf Staublungenkrankheit muss eine sorgfältige Erhebung der Vorgeschichte hinsichtlich einer möglichen chronischen Belastung mit Schadstoffen im beruflichen und privaten Umfeld erfolgen (wie zum Beispiel insbesondere durch Zigarettenrauch, oder auf Grund einer bestimmten Allergen-Belastung zum Beispiel durch Vogelhaltung. Auch intensive Heimwerkertätigkeiten mit Lösungsmitteln, Klebern etc. können Auslöser sein, allerdings  liegen zwischen beruflicher Staubbelastung und Hobbytätigkeit mehrere Zehnerpotenzen im Schädigungspotential.). Dabei müssen die potentiell langen  Latenzzeiten bei Staublungenkrankheiten beachtet werden (zum Beispiel Asbestose: bis zu 40 Jahre!).

Auf die Befragung folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der das Abhören und Abklopfen der Lunge von zentraler Bedeutung ist. Für die Asbestose ist ein feines Knisterrasseln während der Einatmung, welches fast immer über allen Lungenfeldern hörbar ist, besonders typisch. Dieses Geräusch ist dem Auskultationsbefund bei einer Lungenfibrose sehr ähnlich. 

Bei einer Silikose sind gelegentlich Giemen oder eine pfeifende Atmung zu hören, was dann allerdings auf eine begleitende Atemwegserkrankung  - zum Beispiel COPD , häufig infolge eines langjährigen Nikotinkonsums – zurückzuführen ist.

Bei fortgeschrittenen Pneumokoniosen können sich Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel entwickeln, in besonders schweren Fällen auch Kurzatmigkeit in Ruhe und bläuliche Verfärbungen der Lippen und Fingerendglieder (eine so genannte Zyanose als Ausdruck einer mangelhaften Sauerstoffversorgung der Körperorgane).

Lungenfunktions-Untersuchungen

Mit Hilfe der Spirometrie (Lungenfunktions-Untersuchung) kann festgestellt werden, ob eine funktionelle Einschränkung des Atemapparates besteht, inwieweit die erhobenen Befunde mit der vermuteten Lungenerkrankung übereinstimmen und - im positiven Fall - welcher Krankheitsschweregrad vorliegt.

Die bei Staublungenerkrankungen nachweisbaren narbigen Veränderungen des Lungengewebes bedingen meist eine vermehrte Steifigkeit bei der Atmung, was zu verminderten Lungenvolumina (im Sinne einer restriktiven Ventilationsstörung) führt, die mittels Spirometrie nachgewiesen werden kann (zum Beispiel anhand einer messbaren Abnahme der Vitalkapazität).

Eingeatmete Schadstoffe unterschiedlicher Art (so genannte inhalative Noxen), vor allem auch Zigarettenkonsum, verursachen entzündliche Veränderungen der Atemwege und können zu einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD) führen. Das bewirkt eine Behinderung des Atemstromes (vor allem beim Ausatmen), was sich lungenfunktionsanalytisch als eine so genannte obstruktive Ventilationsstörung darstellt.

Die entzündlichen Veränderungen im Bereich der Lungenbläschen (Alveolen), die teilweise auch zu einer Zerstörung des Lungengewebes führen, resultieren in einer Verkleinerung der Gasaustauschfläche, was zu einer Störung des Gasaustausches (Diffusionsstörung) führt. Eine solche Störung kann durch eine einfache lungenfachärztliche Untersuchung ermittelt werden (Bestimmung des so genannten Transferfaktors).

Mit dieser Störung geht meist auch eine verringerte Sauerstoffaufnahme einher, die durch Blutgasanalyse und Nachweis eines erniedrigten arteriellen Sauerstoff-Partialdrucks (pO2) objektiviert werden kann (respiratorische Partialinsuffizienz). Bei fortgeschrittener Erkrankung ist zusätzlich die Abgabe des im Stoffwechsel entstehenden Kohlendioxids beeinträchtigt, was zu einer Erhöhung des arteriellen CO2-Partialdrucks (pCO2) führt (respiratorische Globalinsuffizienz).

Da sich solche Gasaustauschstörungen zu Beginn einer Erkrankung zunächst nur bei körperlicher Anstrengung bemerkbar machen, sollten die Blutgaswerte nicht nur in Ruhe, sondern auch bei körperlicher Belastung (zum Beispiel auf dem Fahrrad-Ergometer) bestimmt werden. Da die so genannte   Spiroergometrie außerdem besonders aussagekräftig ist und Befunde, die mit unterschiedlichen Untersuchungsmethoden erhoben wurden - z.B.  klinische, röntgenologische und lungenfunktionelle Befunde - gelegentlich  stark von einander abweichen, kommt die Spiroergometrie insbesondere auch bei gutachterlichen Fragestellungen oft zum Einsatz, um Gasaustausch und kardio-pulmonale Leistungsfähigkeit der betreffenden Lunge noch genauer zu beurteilen.

Die spiroergometrisch erfassbare Leistungsfähigkeit von Herz und Lunge ist deutlich verringert. In fortgeschritten Fällen kommt es zu nicht wieder umkehrbaren Verengungen in der Lunge (irreversible, obstruktive Ventilationsstörungen der kleinen Atemwege mit Erhöhung des arteriellen pCO2, also respiratorische Globalinsuffizienz). Gegebenenfalls treten auch Anzeichen einer Rechtsherzinsuffizienz bzw. eines Cor pulmonale auf.

Röntgenaufnahme des Brustkorbs

Mit einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs können die für Pneumokoniosen typischen Veränderungen in der Lunge oder in den Pleuren sichtbar gemacht werden. Die Beurteilung der Röntgenthoraxaufnahmen muss für gutachterliche Fragestellungen nach der Internationalen Staublungenklassifikation (ILO 2000) erfolgen, die auch für arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen gültig ist.

Asbestose
Kennzeichnend für eine Belastung mit Asbeststaub sind meist doppelseitige, unregelmäßig begrenzte (diffuse) Verbreiterungen oder aber genau umschriebene, beetartige Verdickungen der Pleurablätter (so genannte Pleuraplaques). Sie sind oft schon vor Ausbildung einer asbestbedingten Lungenfibrose nachweisbar. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer zunehmenden Bildung von Verkalkungen (Plaques) im Bereich der Brustwand und der Zwerchfellkuppen.

Bei der Asbestose (Asbeststaublungenfibrose) lassen sich vermehrt netzförmige bzw. streifige, unregelmäßig begrenzte (diffuse) Lungenzeichnungen nachweisen, wie es auch bei anderen Arten von Lungenfibrosen kennzeichnend ist - wobei bei der Asbestose die unregelmäßigen kleinen Fleckschatten im Bereich der unteren Lungenfelder dominieren (gemäß ILO-Klassifikation). In fortgeschrittenen Stadien kann sich durch Gewebeumbau das Bild einer so genannten Honigwabenlunge ausbilden.  Zur Diagnostik von Frühformen und unklaren Fällen ist ein Computertomogramm der Lunge (CT) besonders hilfreich.

Silikose
Das Röntgenbild der Silikose unterscheidet sich von der Asbestose vor allem dadurch, dass hier kleinknotige rundliche Herdschatten unregelmäßig (diffus) über alle Lungenabschnitten hinweg verteilt sind, sowie durch das Auftreten von eierschalenartigen Verkalkungen im Bereich der  Lungenwurzeln. Im weiteren Krankheitsverlauf können dicht bei einander liegende Knötchen verschmelzen und zu Schwielen, Ballungen, Schrumpfungen und Emphysemblasen führen. Nach einer langjährigen Belastung mit Stäuben kann sich auch eine schwere, fortschreitende Fibrose (progressive massive Fibrose = PMF) mit verstärkten Atembeschwerden und Einschränkung der Lungenfunktion entwickeln. Eine solche PMF ist durch eine großflächige und gleichförmige (homogene) Verschattung mit strahligen Ausläufern, meist in den oberen Lungenfeldern, gekennzeichnet.

Auch die meisten Komplikationen einer Asbestose oder Silikose können im Röntgenbild nachgewiesen werden - so zum Beispiel Bronchialkarzinom, bösartige (maligne) Pleuramesotheliome oder Pleuraergüsse , die nach einer langjährigen Einwirkung von Asbest auftreten können. Außerdem kann eine Kombination aus Silikose und Tuberkulose vorkommen (Siliko-Tuberkulose BK 4102).

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten

Die Computertomografie (CT) ist empfindlicher als eine Röntgenaufnahme und bietet eine überlagerungsfreie Darstellung aller Lungenabschnitte. Allerdings ist sie mit einer größeren Strahlenbelastung für den Patienten verbunden, so dass diese Untersuchung eher speziellen Fragestellungen vorbehalten ist. Bei der Abklärung von Staublungenerkrankungen hat sich die Computertomographie zur Darstellung von Veränderungen in den Lungenblättern (zum Beispiel Plaques,  Pleuraergüsse) und zur Abklärung von tumorverdächtigen Rundherden besonders bewährt.

So kann es im Krankheitsverlauf kann zu wiederkehrenden (rezidivierenden)   Pleuraergüsse kommen, die den Verdacht auf ein Pleuramesotheliom nahe legen. Zur weitergehenden Beurteilung mit hohem Informationswert bietet sich in solchen Fällen eine Computertomographie des Thorax an.

In Ausnahmefällen, insbesondere bei gutachterlichen Fragestellungen, kann auch eine  Lungenbiopsie erfolgen. Vor allem bei der Asbestose, die röntgenologisch kaum von anderen Lungenfibrosen unterschieden werden kann, sowie bei seltenen oder komplexen Pneumokoniosen kann eine solche Entnahme von Lungengewebe zur Sicherung der Diagnose erforderlich sein. Die entnommene Probe wird dabei feingeweblich untersucht und kann dann zusätzlich einer qualitativen Staubanalyse (Röntgenmikroanalyse) und einer quantitativen Staubanalyse (mineralogische Staubanalyse) unterzogen werden. Damit lassen sich mögliche Zusammenhänge zwischen beruflicher Staubbelastung und geweblichen Veränderungen in der Lunge (Lungenfibrose) in den meisten Fällen zweifelsfrei abklären.

Mit einer Bronchoalveoläre Lavage (BAL), die im Rahmen einer bronchoskopischen Untersuchung zusammen mit einer über die Bronchien erfolgenden (transbronchialen) Lungenbiopsie durchgeführt werden kann, lassen sich  Lungenfibrosen aller Art - somit auch Pneumokoniosen - weiter abklären. Speziell bei der Asbestose können Asbestfasern aus den Bronchien oder der Lunge zur Absicherung der Diagnose nachgewiesen werden. Im Fall einer Beryllliose kann zur weitergehenden Beurteilung mit der Spülflüssigkeit ein so genannter Lymphozyten-Transformationstest durchgeführt werden. Auch dieser Test erlaubt in gutachterlichen Fällen eine abschließende Stellungnahme.