Pneumothorax
Ursachen
Beim Gesunden herrscht zwischen dem inneren Lungenfell (das die Lunge umhüllt und mit ihr verwachsen ist) und dem äußeren Lungenfell (das direkt unter den Rippen liegt) ein negativer Druck. Dieser entsteht, da der Spalt (Pleuraspalt) zwischen den beiden Fellen (man sagt auch Blätter) mit Flüssigkeit gefüllt ist, so dass die beiden Blätter (wie zwei feuchte, aufeinandergelegte Glasplatten) direkt aneinander haften. So wird bei einer Einatembewegung der Brustkorb durch die Rippenmuskulatur gedehnt und wölbt sich nach außen, wobei sich die Lunge mit ausdehnt, was automatisch zu einem Ansaugen von Luft durch die Lunge führt.
Dringt allerdings Luft zwischen die beiden Felle, also in den Pleuraspalt ein, geht die enge Bindung der Lunge an den Brustkorb verloren. Folglich herrscht auch kein Sog mehr. Die Lunge wird nicht mehr durch die Rippen gespannt und fällt dadurch wie eine losgelassene Feder in sich zusammen - sie kollabiert. In der Folge kann sich die Lunge bei den Atembewegungen nicht mehr mit bewegen und verliert so ihre Funktion, da sie nicht mehr ausreichend belüftet wird.
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, wie Luft in den Pleuraspalt gelangen kann. Entweder es entsteht eine Verbindung der luftgefüllten Atemwege zum Pleuraspalt (geschlosssener Pneumothorax) oder die Luft dringt aufgrund einer Verletzung von außen durch die Brustwand ein (offener Pneumothorax). Zusätzlich zur Luft kann sich je nach Ursache auch Blut (Hämatopneumothorax) oder Eiter (Pyopneumothorax) im Pleuraspalt ansammeln.
Spontanpneumothorax
Der Spontanpneumothorax entsteht meist unerwartet und bei voller Gesundheit, vor allem bei jungen Männern zwischen 15 und 35 Jahren. Die Ursache liegt hierbei in einem Riss im pleuranahen Lungengewebe an einer Stelle, an der die Lungenbläschen - entweder angeborener- oder erworbenermaßen - erweitert sind, was dem Betroffenen zuvor allerdings keinerlei Beschwerden bereitet hatte. Es handelt sich hier um einen geschlossenen Pneumothorax.
Symptomatischer Pneumothorax
Der symptomatische Pneumothorax entsteht ebenfalls durch eine Schädigung des Lungengewebes, hier allerdings aufgrund von Vorerkrankungen der Lunge. Zu diesen gehören unter anderem:
- das bullöse Emphysem (eine nicht wieder umkehrbare, das heißt irreversible, Aufblähung der Lungenbläschen) infolge einer chronischen Verengung der Atemwege (COPD), welches sehr häufig durch Rauchen entsteht,
- Mukoviszidose,
- Asthma,
- Lungenabszess,
- Lungenfibrose,
- Lungentumoren (gutartige Lungentumoren und Lungenkrebs),
- Sarkoidose,
- Langerhanszell-Histiozytose und
- Schädigung des Lungenfells aufgrund von Narben zum Beispiel durch Tuberkulose.
Beim symptomatischen Pneumothorax liegt der Erkrankungsgipfel zwischen 55 und 65 Jahren, wobei beide Geschlechter gleich häufig betroffen sind. .Auch hier handelt es sich um einen geschlossenen Pneumothorax.
Traumatischer Pneumothorax
Der traumatische Pneumothorax entsteht aufgrund einer Verletzung (Trauma) des Brustkorbs. Entweder dringt Luft von außen durch die verletzte offene Brustwand zwischen die Lungenfelle ein und es entsteht so ein offener Pneumothorax. Oder es kommt zum geschlossenen Pneumothorax, wenn durch eine Verletzung die Lunge, die Luftröhre oder die Bronchien einreißen. Durch die Verletzungen kann es zu Blutungen kommen, so dass sich nicht nur Luft sondern auch Blut im Pleuraspalt ansammelt.
Ursächliche Verletzungen sind neben Rippenbrüchen und Stichverletzungen auch durch Ärzte verursachte Schäden, wie sie zum Beispiel eintreten können bei Gewebeentnahme (Biopsien) der Lunge, Wiederbelebungsversuchen (Reanimation), Überdruckbeatmung, sowie beim Legen von zentralvenösen Kathetern oder. fehlerhaften Setzen von Akupunkturnadeln.
Spannungs- bzw. Ventilpneumothorax
Ein Spannungs- bzw. Ventilpneumothorax entsteht, wenn durch einen Ventilmechanismus bei jeder Einatmung immer mehr Luft zwischen die Blätter des Lungenfells eintritt, die Luft aber nicht wieder entweichen kann. Dadurch wird der betroffene Lungenflügel von der ständig größer werdenden Luftansammlung zusammengepresst. Es baut sich ein Überdruck auf, der sich nicht entlasten kann, sondern sogar immer weiter zunimmt. Hierdurch wird das Herz, das ja zwischen den beiden Lungenhälften liegt, ebenfalls zunehmend eingeengt und zur nicht betroffenen, „gesunden" Seite hin verdrängt. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, umso stärker verschlechtert sich nicht nur die Lungenfunktion sondern auch die Pumpleistung des Herzens, was zu einem akuten Kreislaufversagen führen kann.