Allergien, allgemein
Untersuchung
Bei Verdacht auf eine Allergie wird der Patient zunächst ausführlich befragt (Anamnese). Die Fragen zielen vor allem ab auf das zeitliche oder ursächliche Auftreten von Symptomen, das In-Kontakt-Kommen mit Allergenen (häusliches/außerhäusliches Umfeld, Tierhaltung, Ernährung) und die erbliche Vorbelastung (Allergien in der Familie). Darauf folgt eine körperliche Untersuchung vor allem derjenigen Organe, die von den Beschwerden betroffen sind.
Verschiedene Allergietests sollen dann die möglichen Auslöser "einkreisen" und letztendlich den Nachweis für die Allergie verursachenden Substanzen erbringen. Angesichts der Vielfalt an möglichen Auslösern und Auswirkungen ist die Diagnose einer Allergie oft schwierig, vor allem bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Je nach Reaktionstyp der vorliegenden Allergie stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Häufig angewendet werden Allergietests auf der Haut oder im Blut, Lungenfunktions- und Provokationstests. Hierbei unterscheidet man zum einen die so genannten in vivo-Tests, die direkt am Patienten durchgeführt werden. Bei diesen Tests wird bewusst ein Kontakt mit dem verdächtigen Allergen herbeigeführt, zum Beispiel direkt auf der Haut oder (durch Inhalieren) in der Lunge, und die Reaktion daraufhin beobachtet. Dem gegenüber stehen die so genannten in vivo -Tests, die indirekt an Blut- oder Gewebeproben des Patienten erfolgen. Die Entscheidung, welches Testverfahren angewendet wird, wird der Arzt in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren (wie dem Beschwerdebild, der Art des verdächtigen Allergens, dem Alter des Patienten und der Aussagekraft eines Tests) fällen.
Im Folgenden werden die gängigsten Tests kurz beschrieben:
- Allergietestung auf der Haut
- Bluttests
- Provokationstests
- Zusätzliche Tests
- Abschließende Bewertung der Tests
Allergietestung auf der Haut
Auf der Suche nach dem betreffenden Allergieauslöser wird sehr häufig ein Hauttest durchgeführt. Hierbei werden die im Verdacht stehenden Allergene (zum Beispiel verschiedene Pollenextrakte bei Heuschnupfen) in die Haut eingebracht (Pricktets, Intrakutantest) oder auf die Haut aufgebracht (Epikutantest = Patchtest). Bei einer vorliegenden Sensibilisierung gegen einen der Extrakte zeigt sich innerhalb von 20 Minuten eine Hautrötung oder eine Quaddel (rote, meist juckende Hauterhebung, ähnlich einem Mückenstich) bzw. beim Epikutantest nach frühestens 48 Stunden eine Ekzem-Reaktion (Bläschen und Knötchen). Die Stärke der auftretenden Hautreaktion erlaubt Rückschlüsse auf das Ausmaß der Sensibilisierung, allerdings meist nicht auf die klinische Bedeutung des Allergens.
Harmlose, wenn auch unangenehme Auswirkungen von Hauttests sind Juckreiz und Schwellung an der Teststelle. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die vermutlich allergieauslösende Substanz bereits im Vorfeld Reaktionen wie einen ausgedehnten Hautausschlag oder Schockreaktionen hervorgerufen hat (zum Beispiel nach Kontakt mit Insektengift oder bestimmten Nahrungsmitteln). In diesem Fall ist der Test nur unter strenger Kontrolle und mit hoch verdünntem Allergen durchzuführen. Notfallmedikamente müssen bereitgehalten werden.
Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, welche die Reaktionsbereitschaft der Haut verändern und damit die Aussagefähigkeit eines Hauttests beeinträchtigen können. Dazu gehören akute Infektionen oder akute allergische Reaktionen, aufgrund derer Antikörper u.U. verbraucht bzw. nicht mehr nachzuweisen sind. Verfälscht werden kann ein Test auch durch antiallergisch wirkende oder entzündungshemmende Medikamente. Diese müssen daher früh genug vor dem Test abgesetzt werden. Veränderte Hautregionen (zum Beispiel bei Verhornung oder Ekzem) würden ebenfalls die Aussagefähigkeit des Ergebnisses beeinträchtigen und können daher für die Tests nicht herangezogen werden. Nur in wenigen Fällen kann der Hauttest (Prick-oder Intrakutantest) allein eine behandlungsbedürftige Allergie beweisen.
Bluttests
Ergänzend oder alternativ zum Hauttest kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden - zum Beispiel bei Kleinkindern, wenn sie große Angst vor dem Hauttest haben. Zu unterscheiden sind dabei solche Tests, die allgemein einen Hinweis auf das Vorliegen einer allergischen Erkrankung geben und solche, die speziell gegen bestimmte Allergene gerichtete Antikörper (Immunglobuline) nachweisen:
Eine erhöhte Anzahl von eosinophilen Granulozyten im Blut kann ein Hinweis auf eine vorliegende Allergie, jedoch auch auf Parasitenbefall sein. Beim so genannten Histaminfreisetzungstest werden im Reagenzglas weiße Blutkörperchen möglichen Allergieauslösern ausgesetzt und auf eine eventuelle Histaminausschüttung untersucht. Die Methode wird aber wegen des verhältnismäßig großen Aufwandes nur in Ausnahmefällen eingesetzt.
Über den Nachweis hochspezifischer Antikörper der Ig E-Klasse kann man mittels spezieller Verfahren wie RAST (Radio-Allergo-Sorbent-Test) einzelne Allergene identifizieren. Eine Bestimmung der Gesamt-Ig E-Konzentration im Blut ist hingegen zum Nachweis einer Allergie nicht geeignet, da zum einen die Werte für Allergiker und Nichtallergiker sich stark überlappen und zum anderen auch andere Erkrankungen zu erhöhten Ig E-Werten führen können.
Die Bestimmung von Antikörpern der Gruppe Ig G eignet sich nicht für den Nachweis einer Nahrungsmittelallergie, da die Bildung von Ig G-Antikörpern auch eine normale Antwort des Organismus auf verschiedene, nicht-allergene Nahrungsmittel wiederspiegelt. Auch bei einer Insektengiftallergie kann es zu erhöhten Mengen von Ig G-Antikörpern im Blut kommen. Nur bei einer so genannten exogen-allergischen Alveolitis (Entzündung der Lungenbläschen) ist die Bestimmung spezifischer Antikörper der Ig G-Klasse sinnvoll.
Provokationstests
Falls es mit den vorgenannten diagnostischen Methoden nicht einwandfrei möglich sein sollte, eine Allergie festzustellen oder auszuschließen, steht der so genannte Provokationstest zur Verfügung. Beim Provokationstest wird das verdächtige Allergen (zum Beispiel eine bestimmte Pollenart) direkt auf die Atemwegsschleimhaut aufgebracht. Dies kann durch direktes Auftragen auf die Nasenschleimhaut oder Bindehaut der Augen geschehen oder durch Inhalation (Provokation der Bronchialschleimhaut). Bei Nahrungsmittel- oder Medikamentenallergie wird das Allergen zur Provokation des Magen-Darm-Traktes oral (über den Mund) eingenommen. In einigen hochspezialisierten Zentren wird in Einzelfällen auch während einer Darmspiegelung eine Allergenprovokation durchgeführt. Wenn das verabreichte Allergen eine überschießende, allergische Reaktion auslöst (provoziert), ist das ein guter Hinweis (wenn auch noch kein Beweis), dass es sich um das gesuchte Allergen handelt.
Zusätzliche Tests
Besteht der Verdacht auf ein überempfindliches Bronchialsystem oder Asthma bronchiale, ist ein Lungenfunktionstest durchzuführen. Zum Ausschluss anderer Erkrankungen werden eventuell weitere Zusatzuntersuchungen wie eine Röntgenaufnahme der Lunge oder ein Schweißtest (bei Verdacht auf Mukoviszidose) erforderlich.
Abschließende Bewertung der Tests
Ein positives Testergebnis bedeutet noch nicht, dass tatsächlich eine Allergie vorliegt. Umgekehrt kann auch bei einem negativ ausgefallenen Test eine Allergie nicht ausgeschlossen werden. Meistens macht erst das Durchführen verschiedener Testverfahren die Diagnose "Allergie" ausreichend sicher. Wichtig ist, dass das Ergebnis des Testes im Hinblick auf die Krankengeschichte des Patienten, sein Beschwerdebild, möglicherweise eingenommene Medikamenten sowie weitere Erkrankungen beurteilt wird und mit diesen Befunden zusammenpasst. Um die Testergebnisse abschließend bewerten zu können, ist es wichtig, dass Sie Ihren Arzt über alle Medikamente, relevanten Vorerkrankungen etc. informiert haben.