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Einfacher Gehtest ermöglicht treffendere Prognose bei COPD

Mit einem einfachen, schnellen und kostengünstigen Gehtest, der routinemäßig bei der Entlassung aus der Klinik durchgeführt werden kann, lässt sich das Risiko für erneute Verschlechterungsschübe (Exazerbationen) bei COPD-Patienten besser abschätzen. Und zwar viel besser als z. B. durch eine Messung der Lungenfunktion oder anhand des Alters der Patienten. Darauf weisen die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) unter Berufung auf aktuelle Studienergebnisse hin.

Von Patienten mit chronischer Raucherbronchitis (medizinisch: chronisch-obstruktive Lungenerkrankung = COPD) besonders gefürchtet sind akute Verschlechterungsschübe – so genannte Exazerbationen, die mit einer ernsten bis lebensbedrohlichen Verschlimmerung der Beschwerden einhergehen und oft eine Behandlung im Krankenhaus notwendig machen. Symptome sind verstärkte Atemnot, Husten mit starker und teils eitriger Schleimbildung, Sauerstoffmangel und sogar Anreicherung von Kohlendioxid im Blut und auch eine beeinträchtigte Herzfunktion. Auslöser sind in den meisten Fällen Atemwegsinfekte durch Viren oder Bakterien, daher stellen sich Exazerbationen vor allem im Winterhalbjahr ein, wenn die meisten Erkältungs- und Grippeviren kursieren.

Sterberisiko nach einer COPD-Exazerbation ist doppelt so hoch wie nach einem Herzinfarkt

„Das Risiko, infolge einer akuten COPD-Exazerbation zu sterben, ist mehr als doppelt so hoch wie nach einem Herzinfarkt“, erklärt Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers . „Außerdem beschleunigt jede Exazerbation das Fortschreiten der COPD, was sich vor allem durch einen zunehmenden Lungenfunktionsverlust bemerkbar macht – eine Verschlechterung, die leider weder umkehrbar noch heilbar ist.“ Atemnot tritt dann nicht nur bei körperlicher Anstrengung auf, sondern auch schon in Ruhestellung, oft ist eine Langzeitsauerstofftherapie erforderlich oder auch eine häusliche Beatmung über Maske. Vor allem schwere und häufige Exazerbationen tragen wesentlich zur Verringerung der Lebensqualität der Patienten bei und haben einen nachteiligen Effekt auf die weitere Prognose der Erkrankung. „Daher ist es sehr wichtig, jede weitere Exazerbation womöglich zu vermeiden“, betont Dr. Voshaar

Je geringer die Ganggeschwindigkeit, umso schlechter die Prognose

Ein einfacher, schneller und kostengünstiger Test, der routinemäßig bei der Entlassung aus der Klinik durchgeführt werden kann, um das Risiko für erneute Exazerbationen besser abschätzen und die weitere Therapie entsprechend anpassen zu können, ist eine Messung der Ganggeschwindigkeit. Beim sog. 4-Meter-Gehtest (englisch: 4-meter-gait speed = 4-MGS) wird die maximale Ganggeschwindigkeit des Patienten beim Zurücklegen einer Strecke von 4 Metern gemessen. Wenn der Patient dazu mehr als 5 Sekunden benötigt, also seine Ganggeschwindigkeit weniger als 0,8 Meter pro Sekunde beträgt, zeigt dies ein hohes Maß an Gebrechlichkeit an. „Dass dieser ursprünglich für alternde Menschen entwickelte Test auch geeignet ist, bei COPD-Patienten ein erhöhtes Risiko für akute Exazerbationen vorherzusagen – und zwar viel besser als z. B. die Messung der Lungenfunktion oder das Alter der Patienten, hat jetzt eine aktuelle Studie aufgezeigt“, berichtet Dr. Voshaar. Je langsamer die Patienten im Test gehen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach einem Jahr wieder wegen COPD im Krankenhaus behandelt werden müssen oder sogar sterben. In der langsamsten von insgesamt vier unterschiedenen Geschwindigkeitsklassen (Klasse 1: < langsamer als 0,4,m/s; Klasse 2: 0,4- 0,59 m/s; Klasse 3: 0,6- 0,79 m/s ; Klasse 4: 0,8 m/s oder schneller) liegt dieses Risiko z. B. bei 32 Prozent im Vergleich zu 4 Prozent in der schnellsten Klasse (siehe European Respiratory Journal, Online-Veröffentlichung am 29.4.2021).

Verschiedene Maßnahmen helfen, erneute Exazerbationen zu verhindern

„Bei einem erhöhten Risiko für wiederkehrende Exazerbationen ist es besonders wichtig, dass der Patient mit den Ärzten und Pflegern kooperiert und alle verordneten Therapiemaßnahmen so gut wie möglich befolgt“, empfiehlt Dr. Voshaar. Dazu gehört neben dem konsequenten Verzicht auf das Rauchen und der sorgfältigen Einnahme sowie korrekten Inhalation der vorgeschriebenen Medikamente, auch Lungensport und physiotherapeutische Maßnahmen, die das regelmäßige aktive Abhusten von Schleim unterstützen. Spezielle Geräte wie Cornet oder Flutter, die durch Vibrationen Schleim lösend wirken, können dabei Unterstützung bieten. Kraft- und Ausdauertraining sind gut untersuchte Basismaßnahmen, die nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch das Exazerbationsrisiko senken.

Quelle: äin-red

Dies ist eine Pressemeldung des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.lungenaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patienteninformationsportals der Lungenärzte-im-Netz verlinken.